Nach mehr als 20 Jahren Erfahrung mit verschiedenen Kameras im Format von APS bis Mittelformat hatte ich meiner Frau vor drei Jahren eine DMC-FX100 gekauft, damit wir auch mal eine kleine Kompaktkamera hatten. Hauptgrund war, daß ich gute Reviews über die DMC-FX100 gelesen hatte und auch der Zoomfaktor von 3.6x von einer Anfangsbrennweite von 28mm (KB-Äquivalent) mir damals als sehr brauchbar erschien. Leider baut Panasonic im Bereich der Reisezoom-Kameras keine mit einer Sensordiagonale von 1/1.72" wie die FX100.
Die Kamera ist tatsächlich sehr gut, und ich hatte nie gerechnet, daß dieses kleine Teil so gute Bilder machen würde. Als die Kamera dann bei immer mehr Gelegenheiten mitgenommen wurde, weil die EOS450 mit dem Sigma 18-125mm Objektiv einfach zu schwer war habe ich mir dann überlegt, als Universalkamera die DMC-TZ22 zu holen. Diese kann nicht nur fotografieren, sondern auch in AVCHD-Auflösung filmen.
Allerdings schnitt die TZ22 bei manchen Tests wegen des neuen CMOS-Bildsensors bei größeren Empfindlichkeiten schlecht ab. Daher entschloss ich mich Ende Juni 2011, eine Lumix DMC-TZ8 zu kaufen, die noch einen CCD-Sensor mit 14,5MPixeln (12MPixel effektiv) hat. Auf dpReview hatte ich unter diesem Link einen Test der DMC-TZ8 gefunden, bei dem die Kamera recht gut abgeschnitten hat.
Panasonic Lumix DMC-TZ8 (Produktfoto Fa. Panasonic)
Das Konzept, das Panasonic mit der TZ8 verfolgt lässt sich sehr einfach zusammenfassen: Es soll eine Kompaktkamera sein, die bei der Reise nur so viel Platz wie nötig einnimmt und doch so viele Möglichkeiten wie möglich bietet, indem sie den häufig benutzten Brennweitenbereich von 25-300mm bei brauchbarer Blendenzahl und Naheinstellgrenze mit guter Bildqualität abdeckt.
Neben dem 1/2.33" (" = Zoll, hier gemeint ist ein sogenanntes "Video-Röhrenzoll", also etwa 16mm) mit einer Diagonalen von ca. 7,2mm ist als wichtigstes Element ein Objektiv mit 4.1 - 49.2mm Brennweite bei f/3.3 - 4.9 integriert. Damit ergibt sich auf KB-Äquivalent umgerechnet eine Brennweite von 25 - 300mm. Der Verlängerungsfaktor beträgt ca. 6,1.
Dieser Verlängerungsfaktor bewirkt, dass neben der Brennweite auch entweder
der Abbildungsmaßstab oder (um die Bildwirkung der Blende zu verdeutlichen) die
Blendenzahl umgerechnet werden. Eine Aufnahme mit f/3.3 bei 4,1mm läßt sich also
bei KB mit einem Objektiv mit 25mm Brennweite, abgeblendet auf f/20 nachbilden.
Eine Aufnahme mit kleinerer Blendenzahl ist nicht möglich.
Das bewirkt, dass die Bilder der TZ8 (wie bei anderen digitalen Kompaktkameras
auch) mit gegenüber KB sehr hoher Schärfentiefe aufgenommen sind. Mit der FX100
ist es daher fast unmöglich, das Motiv vom Hintergrund freizustellen.
Bei der TZ8 ist die Situation durch den 12-fach Zoom etwas besser, allerdings
ist die minimale Blendenzahl bei Telebrennweite mit f/4.9 etwas ungünstiger. Auf
KB umgerechnet ergibt sich eine Brennweite von 300mm bei f/30.
Mit anderen Worten: Statt der klassischen "von vorne bis hinten scharf"-Bilder digitaler Kompaktkameras kann man mit der TZ8 Bilder machen, die in der Mitte durch die Beugung etwas unscharf und am vorderen und hinteren Ende der Bildtiefe etwas mehr unscharf sind - dachte ich zumindest, bis ich die Kamera dann mal selbst eingehender getestet hatte.
Bildqualtität
Multiformat-Sensor
Objektiv
Makro / Nahaufnahme
Bokeh
Handling
Fazit
Beispielbilder
Die Bildqualität der DMC-TZ8 hat mich überrascht, wie auch schon vorher die der FX100. Obwohl vor dem Bildsensor ein Objektiv mit 12-fach Zoom und 82° Bildwinkel in der WW-Stellung hängt, sind die Bilder überraschend scharf, wenn sie korrekt fokussiert sind (was bei 99% aller Aufnahmen der Fall ist, denn der Autofokus ist durchaus zu gebrauchen).
Um die Bildqualität zu vergleichen, habe ich auf der TZ8 ein Motiv fotografiert und ein ähnliches mit der EOS450D mit dem EF-S 18-55mm.
Bild der DMC-TZ8, 12.5% der Originalgröße, darunter ein 100%-Ausschnitt der Bildmitte. |
Bild der EOS450D, 12.5% der Originalgröße, darunter ein 100%-Ausschnitt der Bildmitte. |
Beim Vergleich fallen zwei Dinge auf:
Den beiden Bildern oben sieht man aber höchstens am Bildformat und der größeren Schärfetiefe an, welches der beiden Bilder mit der nur ca. 200 Euro teuren Kompaktkamera gemacht wurde.
Für manchen (im Grunde auch mich) noch wichtig zu erwähnen wäre, dass die Kamera keine Ausgabe von RAW-Bilddaten unterstützt. Lediglich JPG-Dateien können ausgegeben werden, diese allerdings in einer brauchbaren Qualtät.
Das besondere bei der neuen Generation von Kompakt-Digitalkameras und HD-Videokameras ist, dass der verwendete Sensor nicht nur gerade im Original-Format des Sensors das Bild aufnehmen kann, sondern der Sensor ist größer als eigentlich für z.B. das 4:3-Seitenverhältnis der Kompaktkameras nötig.
Bei der Lumix DMC-TZ8 ist der Sensor deutlich breiter, als für das Ausgabeformat mit 4000 x 3000 Pixeln nötig. Der Grund dafür steckt in den Auflösungen für die zusätzlich neben dem 4:3-Format angebotenen Formaten 3:2 und 16:9:
Seitenverhältnis | Lumix DMC-FX100 | Auflösung | Diagonale | Lumix DMC-TZ8 | Pixel | Diagonale |
4:3 (SDTV) | 4000 x 3000 (7.54 mm x 5.66 mm) | 12 MP | 5000 (9.40 mm) | 4000 x 3000 (5,76 mm x 4,32 mm) | 12 MP | 5000 (7.20 mm) |
3:2 (KB) | 4000 x 2672 (7.54 mm x 5.04 mm) | 10.5 MP | 4810 (9,07 mm) | 4176 x 2784 (6,01 mm x 4,01 mm) | 11.5MP | 5019 (7.23 mm) |
16:9 (HDTV | 4000 x 2248 (7.54 mm x 4.24 mm) | 9.5 MP | 4588 (8,65 mm) | 4320 x 2432 (6,22 mm x 3,50 mm) | 10.5MP | 4958 (7,14 mm) |
Während also bei der DMC-FZ100 die Diagonale reduziert wird, wenn das Bildformat 3:2 oder 16:9 gewählt wird (was wieder eine Brennweitenverlängerung bedeutet), ändert sich bei der TZ8 durch den Multiformat-Sensor bedingt die Diagonale nur wenig (+0.38% bei 3:2, -0.84% bei 16:9). Entsprechend nimmt die Pixelzahl nicht so stark ab wie bei der FX100. Dass sie dennoch kleiner werden muss, liegt an der Tatsache, dass mit zunehmendem Seitenverhältnis geometrisch die Fläche abnimmt, auch wenn die Diagonale gleich gelassen wird.
Das bedeutet aber auch, dass man anders als bei der TMC-FZ100 bei der TZ8 nicht aus einem 4:3-Bild einfach durch Formatänderung (Abschneiden der Ränder) ein 3:2- oder 16:9-Bild machen kann. Als Lösung bietet die TZ8 die Möglichkeit der "Multiformat-Aufnahme". Dabei wird unmittelbar nacheinander der Inhalt des CCD-Sensors in allen drei Formaten abgelegt.
Der Sensor ist mit effektiv 14 MPixel noch etwas größer als er für die Ausgabeformate notwendig. Bei der DMC-TZ8 ist ein einzelnes Pixel rechnerisch 1.44 µm breit und hoch. Bei der FX100 waren es wegen des größeren Sensors rechnerisch noch 1.88 µm. Im Gegensatz dazu hat meine EOS 450D rechnerisch eine Pixelbreite und -höhe von 5,36 µm. Das bedeutet, dass bei gleicher Empfindlichkeit die EOS 450D etwa die 14-fache Anzahl Photonen für die gleiche Bildhelligkeit bekommt.
Nimmt man (hypothetisch, denn die wirklichen Zahlen hüten die Chip-Hersteller als Betriebsgeheimnis) die Empfindlichkeit des CMOS-Sensors als 70% der Empfindlichkeit des CCD-Sensors an, dann würde man immer noch etwa eine 10-fach höhere Anzahl Photonen bei der EOS 450D annehmen können. Für ein nahezu rauschfreies Bild müsste es also einen 10 ASA-Modus bei der DMC-TZ8 geben. Da die Empfindlichkeit aber bei 80 ASA beginnt, entspricht das Rauschen der TZ8 etwa dem Rauschen der EOS 450D bei 800 ASA.
Durch eine permanent aktive Rauschunterdrückung sehen die Bilder der TZ8 trotzdem nicht nach 800 ASA aus. Allerdings sieht man bereits beim obigen Vergleich, dass die Rauschunterdrückung keine Wunder bewirken kann. Daher betreibe ich meine TZ8 mit der Auto-ISO-Einstellung, aber mit max. 400 ASA.
Der signifikanteste Unterschied zwischen einer Kompaktkamera und einer Systemkamera ist der Punkt des Objektivs: Bei einer Systemkamera kann man das Objekt relativ frei wählen, und für gutes Geld bekommt man auch ein nahezu perfektes Objekt. Bei einer Kompaktkamera ist man entweder mit dem Objektiv das dabei ist zufrieden oder man wird mit der Kamera nicht glücklich werden.
Das Objektiv der FX100 ist schon sehr brauchbar:
Bei WW-Einstellung ist es mit 28mm Brennweite (KB-Äquivalent) ebenso gut wie das System-Objektiv der EOS 450D. Bei Telebrennweite sind es 100mm (KB-Äquivalent). Die Öffnung fällt dabei von f/2.8 auf f/5.6. Das Objektiv entspricht damit etwa den Kennwerten eines typischen Consumer-Normalzooms.
Bei der TZ8 sind es in der WW-Stellung dagegen nur 25mm, was einiges mehr an Bildwinkel erlaubt. Das ist bei Innenaufnahmen und auch bei Architektur-Fotografie nützlich. Die längste Brennweite ist mit 300mm im fernen Telebereich. Die Blendenzahl geht damit von 3.3 auf 4.9 hoch, wenn gezoomt wird. Anders als z.B. bei Superzoom-Objektiven an SLR-Kameras üblich hat das Objektiv aber trotz des riesigen Brennweitenbereichs praktisch keinerlei Verzeichnung. Der Grund dafür ist, daß das Objektiv kein Systemobjektiv ist und damit nicht Randbedingungen wie z.B. einen minimalen Abstand zwischen Hinterlinse und Bildsensor einhalten muss (das ist bei Systemkameras nötig, damit der Spiegel noch Platz hat).
Lt. Datenblatt der Kamera besitzt es die folgenden Kennwerte:
Name | DC Vario-Elmar 3,3 - 4,9 / 4,1 - 49,2mm (=25 - 300mm KB-Äquivalent), 12-fach Zoom |
Aufbau | 10 Linsen in 8 Gruppen, 2 asph. Linsen mit 3 asph. Oberflächen, 2 ED-Gläser |
Einstellentfernung | 0,03 - 2m - 1m (je nach Brennweite, 3cm ist die kürzeste Makroeinstellung bei 4,1mm, 2m bei ca. 20mm, 1m bei 49,2m) |
Bildstabilisator | Optischer Bildstabilisator mit 2 Modi (Auto / Mode 1 / Mode 2) |
Blende | 3.3 .. 4.9 (Offenblende, je nach Brennweite) - 6.3 in Drittel-Stufen |
Verschluss | mechanischer Zentralverschluss im Objektiv, zusätzlich zum elektronischen Verschluss des CCD-Sensors |
Damit deckt die TZ8 einen Brennweitenbereich ab, wie ich ihn z.B. bei Kombination des EF 24-85mm 1/3.5-4.5 und des EF 75-300mm 1/4-5.6 an der KB-Kamera hatte. Dass bei der Kamera ein Zentralverschluss zum Einsatz kommt, ist vor allem bei Gegenlicht von Vorteil: anders als der elektronische Verschluss, der bei jedem CCD-Sensor durch das Ausleseverfahren bedingt vorhanden ist, ist der mechanische Verschluss unempfindlich gegen Überstrahlung, so dass sich Gegenlichtaufnahmen selbst mit der Sonne im Bild ähnlich störungsfrei wie bei einer SLR aufnehmen lassen.
Das Objektiv zieht sich bei Nichtbenutzung oder Ausschalten der Kamera in eine Ausbuchtung des Kameragehäuses ein (es ist zu groß um wie bei der FX100 komplett in das Gehäuse zu passen). Dazu wird der verfügbare Platz im Lichtweg zwischen den Glaslinsen ausgenutzt, um die Linsengruppen so eng wie möglich aneinanderzulegen. Zunächst wird dazu die WW-Einstellung angesteuert, danach werden die Linsengruppen platzsparend "zusammengefaltet".
Die größte Blendenzahl ist "nur" 6.3. Das scheint wenig gegenüber KB-Objektiven, wo Objektive für Bereiche um die Normalbrennweite immer bis f/22 abblenden können und Teleobjektive typischerweise bis f/32 und weiter. Man muss allerdings berücksichtigen, dass der Sensor wesentlich kleiner ist (der "Verlängerungsfaktor" gegenüber KB beträgt sehr präzise 6 für das Format 3:2) und das sich auch mit einer deutlich vergrößerten Schärfetiefe bemerkbar macht. Fotografiert man mit der TZ8 mit f/5.6, dann entspricht das bei KB etwa f/32. Auf APS-C der EOS 450D umgerechnet (der Faktor ist dann etwa 4) wären das immer noch besagte f/22.
Man hat also umgekehrt bei der TZ8 eher das Problem, dass man zuviel Schärfentiefe hat, um das Subjekts noch vom Hintergrund freistellen zu können.
Nachdem die technischen Details geklärt sind, stellt sich automatisch die Frage nach der Bildqualität. Dazu habe ich im folgenden einige Testbilder aufgenommen, für die mal wieder das Scheunendach herhalten musste. Die Aufnahmen sind mit dem Seitenverhältnis 16:9 entstanden, damit sind die Bildseiten etwas weiter außerhalb der Bildmitte als bei 4:3 oder 3:2. Die Aufnahmen entstanden mit Offenblende, da Abblenden bei diesem kleinen Bildformat nur mehr Beugungsunschärfe bedeutet.
Brennweite | Bild | 100%, Bildmitte | 100%, Rand |
4,1mm (21mm KB) | |||
9,7mm (59mm KB) | |||
49,2mm (300mm KB) | |||
4,1mm, Gegenlicht |
Insgesamt sieht die Bildqualität des Objektivs ausgesprochen brauchbar aus. Die Bildränder sehen etwas weicher aus als die Bildmitte, vor allem im Bereich großer Bildwinkel. Wegen der geringen Sensorgröße braucht man aber auch nicht die Hoffnung zu hegen, dass die Bildqualität durch Abblenden verbessert werden könnte. Das geht nämlich nur bis f/6.3, auch nimmt dabei die Schärfe bedingt durch die höhere Beugungsunschärfe rechnerisch automatisch weiter ab.
Die Gegenlichtaufnahme im Weitwinkelbereich hat die Sonne etwa beim oberen linken Drittel im Bild. Trotzdem ist fast kein Effekt der tief stehenden Sonne zu sehen, selbst die Belichtung des Bildes ist nahezu perfekt ausgefallen.
Die Schärfe des Objektivs liegt auf jeden Fall über der Schärfe von einfachsten Consumer-Zooms wie dem mitgelieferten EF 18-55mm 1/3.5-5.6 IS der EOS 450D und ist etwa der Schärfe des EF 70-300mm 1/4-5.6 IS USM ebenbürtig.
Die Anleitung der DMC-TZ8 gibt wie die technischen Daten eine Naheinstellgrenze von 1m bei 49,2mm Brennweite an. Realistisch scheint die Naheinstellgrenze bei dieser Brennweite aber deutlich kürzer zu sein, ein Wert von 70cm wäre eher realistisch.
Damit man kleine Dinge möglichst groß abbilden kann, gibt es bei der Kamera zwei Makro-Modi:
Wegen des kleinen Sensors hat man übrigens bei AF Makro auch an der Naheinstellgrenze noch kein wirkliches Makro: Da der Sensor beim 3:2-Format nur 6mm breit ist, hat man immer noch "nur" 1:20 als Abbildungsmaßstab, erst durch den Verlängerungsfaktor kommt man auf einen Wert unterhalb der klassischen 1:10-Grenze für Makro.
Naheinstellgrenze im Modus "AF Makro" ausgemessen. 12.5cm verteilen sich auf die
Bildbreite.
Beim Vergleich des Abbildungsmaßstabs muss man sich allerdings auch vor Augen halten, dass auch bei APS-C-Sensoren in der Regel der Abbildungsmaßstab des Objektivs als reales Größenverhältnis angegeben wird. Vergleicht man dann mit KB, wird aus einem Sigma 18-125mm DC 1:3.5-5.6 mit einem größten Abbildungsmaßstab von 1:5.5 durchaus ein brauchbares Objektiv mit KB-äquivalent 1:3,4. Aktuelle Set-Objektive, die real schon 1:3.5 bieten sind da also im Vorteil.
Wenn man eine Kamera mit Telebereich für Nahaufnahmen oder Portraits verwendet, dann tritt automatisch die Frage auf, wie gut das Objektiv unscharfe Bereiche zeichnet. Hier kommt der Ausdruck "Bokeh" ins Spiel. Dieses Wort steht für die Zeichnung, die das Objektiv den unscharfen Bereichen gibt. Entscheidend dafür ist, wie sich ein einzelner Punkt des Originals auf das Bild auswirkt, wenn dieser Punkt nicht in der Schärfebene, sondern dahinter oder davor positioniert ist, so dass sich statt eines exakten Bildpunktes eine sogenannter "Zerstreuungskreis" ergibt. Entscheidend für ein gutes Bokeh (= angenehme Zeichnung der unscharfen Bereiche eines Bildes) ist das Aussehen dieser Zerstreuungskreise, die man in den "Spitzlichtern" des Hintergrunds direkt beobachten kann. Ich habe im Internet die Seite Bokeh der Website Schöner Fotografieren von Andreas Hurni gefunden, die das Thema sehr gut erklärt.
Wie oben bereits beschrieben, sind die Zerstreuungskreise durch das kleine Sensorformat natürlich viel kleiner als die eines KB-Objektives. Dennoch entscheidet sich mit der Form, ob sich der Hintergrund des Bildes zu einem gleichmäßigen, unscharfen Etwas entwickelt, oder ob sich je nach Ausrichtung und Beschaffenheit des Hintergrundes ein ruppiges Aussehen des Bildhintergrunds ergibt.
Hier musste ich bei der TZ8 feststellen, dass das Bokeh deutlich von der Fokussierentfernung abzuhängen scheint: In der Regel werden keine gleichmäßigen Scheibchen gebildet, sondern es ergibt sich die Form eines "Donuts", so wie z.B. das EF 50mm 1/1.8 sie zeigt. Der Unterschied bei der TZ8 ist jedoch, das die Form des Donut variiert und er von der Mitte her noch Licht bekommt, je nach Entfernung kann das zu einem Donut mit Lichtfleck in der Mitte (gibt sehr hässliches Bokeh) oder zu einem fast perfekten Kreis führen. Das
Wenn man bei 49,2mm näher als ca. 2-3m am Subjekt ist, dann haben die Unschärfescheibchen eine merkliche Struktur mit einem hellen Rand (einem Donut ähnlich) und unterschiedlich stark ausgeprägter Zeichnung im Zentrum. Mit zunehmender Entfernung wird dann der helle Bereich in der Mitte immer größer, so dass man bei ca. 3m Subjektentfernung und ausreichend Abstand zum Hintergrund ein fast perfektes Bokeh erhält.
Um den Hintergrund weich zu bekommen (egal wie groß die Unschärfe überhaupt ist), empfiehlt es sich bei der TZ8, in den Modus "AF Makro" zu wechseln und das Subjekt so nahe wie möglich an die Naheinstellgrenze heranzuholen. Dabei merkt man auch, daß die Naheinstellgrenze die die Kamera im Display nennt teilweise um die Hälfte unterschritten werden kann und Scharfstellen ist immer noch möglich. Wegen der großen Schärfentiefe der Kamera und der relativ geringen Display-Auflösung lohnt es sich, die Aufnahmen zu kontrollieren, wenn man die Zeichnung der unscharfen Bereiche kontrollieren möchte.
Glücklicherweise fallen die Bedingungen für ein gutes Bokeh und eine geringe Schärfentiefe zusammen: Das Subjekt sollte so groß wie möglich im Bild erscheinen, und die absolute Öffnung sollte maximal sein (= bei der TZ8 sollte man bis 12x Tele aufzoomen). Das bedeutet aber, dass man für gute Portraitfotos mit der TZ8 auf die 12x-Einstellung des Zooms gehen sollte und dann das Subjekt passend dazu platzieren muss, außerdem muss der Hintergrund mindestens 2x so weit von der Kamera entfernt sein wie das Subjekt. Ein klassische Portraitbrennweite wie bei KB von 85 - 135mm liefert bei der TZ8 eine viel zu grosse Schärfentiefe, das Freistellen ist damit unmöglich.
Insgesamt ist das Bokeh wegen der genannten Probleme nicht als "gut" zu bezeichnen, aber ein "Ausreichend" ist es allemal. Durch Betrachten anderer Bilder, die ich mit der EOS 450D und verschiedenen Objektiven aufgenommen hatte fiel mir auf, daß auch das EF 70-300mm 1/4-5.6 IS USM ähnliche Probleme hat wie die TZ8: Dadurch, dass aber die Öffnung des EF 70-300mm bis zu 53mm gegenüber 10mm bei der TZ8 beträgt, sind die Unschärfekreise wesentlich größer und können mitunter auch einen strukturreichen Hintergrund noch halbwegs auflösen.
Insgesamt merkt man der Kamera an, dass sie ein Kind der "Travel Zoom"-Kamerareihe von Panasonic ist:
Eines vorneweg: Die Kamera bietet keinerlei manuellen Fokus. Der Autofokus ist aber sehr schnell (vergleichbar etwa einem Objektiv mit ringförmigem USB bei einer Canon-SLR) und man hat durch die Wahlmöglichkeit zwischen "normalem" und "Makro" AF die Gelegenheit, über die AF-Strategie der Kamera zu entscheiden:
In der Kamera-Betriebsart hat die Taste "Exposure" die Aufgabe, Einstellmöglichkeiten für z.B. Blende und Belichtung zu öffnen, wenn man sich in einem der Modi Tv (Zeitvorwahl), Av (Blendenvorwahl) oder M (manuelle Einstellung) befindet. Da aber die Blende der Kamera nur wenig variabel ist, fällt diese als Einstellparameter fast völlig flach. Die Kamera nutzt stattdessen die Empfindlichkeit, diese kann automatisch (Auto-ISO) um 1/3-Stufen variiert werden.
Wurde "Exposure" nicht gedrückt, haben einige der Tasten Funktionen, um während der Aufnahme die Betriebsart zu ändern. Diese Tasten werden beim Review für die Richtung (Cursorkreuz) und das Löschen von Bildern verwendet.
hoch : | Belichtungskorrektur, zusammen mit "Exposure" auch das Aktivieren der Multiformat-Aufnahme und Einstellen von Belichtungsreihen |
rechts : | Änderung der Blitzeinstellung von "Auto", "Auto+rote Augen Reduktion", "Forciert ein", "Langzeit/Rote Augen Reduktion" über "Forciert aus" |
runter : | Makro-Einstellungen ändern: "Aus", "Makro-AF", "WW-Makro" |
links : | Selbstauslöser: "Aus", "10s Vorlauf", "2s Vorlauf" |
Lösch-Taste : | Öffnet das "Q-Menü" der Aufnahme |
Das "Q-Menü" der Aufnahme bietet praktisch alle wichtigen Elemente, die man während der Aufnahme kontrollieren muss:
Einige Punkte fehlen mir noch in diesem Menü, aber die ändere ich eher selten (Seitenverhältnis, Farbeffekt).
Sehr brauchbar ist der intelligente Kontrast der Kamera: Ist er aktiviert, sorgt er in einem gewissen Umfang dafür, dass auch Szenen mit geringerem Helligkeitsumfang etwas "peppiger" aufgenommen werden.
Der Auslöser ist wie an jeder modernen Kamera zweistufig realisiert: Antippen aktiviert den AF, und Durchdrücken macht die Aufnahme oder startet (im Film-Modus) die Aufnahme, bis diese durch erneutes Durchdrücken wieder gestoppt wird.
Wenn man je eine SLR-Kamera in der Hand gehalten und bedient hat, dann fällt einem an der TZ8 (genauso wie an der FX100) etwas sofort sehr negativ auf: Die Kamera hat eine merkliche Auslöseverzögerung von (je nach AF-Dauer) bis zu 1.5s. Das ist für eine schnelle Aufnahme indiskutabel, und Aufnahmen etwa von schnellen Sportereignissen gehen damit nur, wenn man über die hellseherische Gabe des Bildes der nächsten 3s verfügt. Ansonsten hilft nur "Abdrücken und (blind) Nachführen", denn das Displaybild zeigt kurz vor der Auslösung auch nicht mehr exakt das an, was später auf dem Bild sein wird, zumal das Display gegenüber der Realität bei wenig Licht (EV5 und darunter) einen merklichen Zeitversatz zum tatsächlich erfassten Bild hat.
Das größte Plus der Kamera aber ist ihre Kompaktheit und das gebotene Preis-/Leistungs-Verhältnis: Für gerade mal ~250 Euro (incl. Tasche) bekommt man eine Kamera, die die komplette SLR-Ausrüstung im Wert von ~1000 Euro eines Fotoamateurs ersetzen kann.
Gut finde ich dabei:
Lediglich wenige Dinge können dabei bei der TZ8 nicht mithalten:
Meine EOS 450D zusammen mit dem Sigma 18-125mm Objektiv ist aber so groß und so schwer wie 3 dieser kleinen Kameras. Daher werde ich in Zukunft häufiger mal die EOS zuhause lassen und die TZ8 stattdessen mitnehmen, auch werde ich durchaus öfters mal die TZ8 mitnehmen, wo ich in der Vergangenheit gar keine Kamera dabei hatte.
Hauptgrund für die Anschaffung der TZ8 war, dass ich bei der SLR-Kamera ein Objektiv mit Brennweite äquivalent zu 24mm KB haben wollte. Das von Canon zu diesem Zweck entwickelte EF 15-85mm IS USM ist aber noch schwerer als mein Sigma 18-125mm und kostet auch etwa das doppelte. Daher kam die Idee auf, ein Bruchteil dieses Betrags für die kleine Kamera auszugeben, da im WW-Bereich die riesige Schärfentiefe nicht stört. Für diesen Zweck ist die Kamera einfach spitze.
Angefügt habe ich einige Beispielbilder der DMC-TZ8. Die Bilder sind auf 270 Pixel Bildhöhe heruntergerechnet. Ein Klick auf das jeweilige Bild bringt eine auf 1080 Bildzeilen heruntergerechnete Version auf den Bildschirm.