Sigma 18-125mm 1/3.5-5.6 DC

angepaßte Optik
Aufbau
Abbildungsleistungen
Fazit

Als erster Fremdhersteller von SLR-Objektiven hat Sigma im Frühjahr 2004 ein speziell für digitale SLR-Objektive gerechnetes 18-125mm-Objektiv angekündigt, das Sigma 18-125mm 1/3.5-5.6 DC (eigentlich gehören von den Innereien her die Kürzel ASPH SLD IF noch mit dazu). Etwa seit Anfang Juli ist dieses Objektiv hier in Deutschland lieferbar. Da bei meinen Fotoutensilien das EF 28-135mm 1/3.5-5.6 IS USM ein Objektiv mit einem ähnlichen Brennweitenbereich war, ich es aber wegen seiner schieren Größe und des imposanten Gewichts von fast 700g so gut wie nie benutzte, war mein Entschluß recht bald gefaßt: Ich wollte mir das Sigma anschauen und die beiden Objektive tauschen, wenn Foto Keunen in Gelnhausen es nehmen würde.

Gesagt, getan, für ein vier Jahre altes Canon 28-135mm und die Sonnenblende bekam ich für 30 Euro Aufpreis das Sigma mit der mitgelieferten Sonnenblende und noch einen zirkularen Polfilter mit 62mm Filterdurchmesser.

Interessant fand ich eine Aussage von Hr. Keunen einige Wochen später: Das Canon-Objektiv hatte ein Interessent zum Testen mitgenommen, der von einem 28-70mm 1/2.8-Objektiv von Tamron von der Bildschärfe an der 10D enttäuscht war. Das Canon war schärfer. Na gut, ich hatte bei meinen Tests das Gefühl, daß das Canon IS-Objektiv und das Sigma etwa gleich scharf abgebildet haben.

Warum eine Optik für Sensoren mit einem eingeschränkten Bildkreis für ein KB-Bayonett?

Das Sigma 18-125mm ist ein DC-Objektiv. Das bedeutet, daß sein Bildkreis nicht für komplettes KB-Format ausreicht, sondern nur etwa den Bildkreis eines digitalen SLR-Sensors im APS-C-Format abdeckt. Das hat zwar den Nachteil, daß man ein solches Objektiv nicht an einer "richtigen" KB-SLR verwenden kann, aber der große Vorteil ist, daß sich damit vollwertige Weitwinkel-Objektive für D-SLRs ohne zuviel überflüssigen Bildwinkel bauen lassen.

Der Hintergrund: Ein Objektiv, das auf einem Bildkreis von KB 18mm an Brennweite hat, hat einen Bildwinkel von ca. 100° (diagonal). Das ist eine ganze Menge, wenn man bedenkt, daß ein Objektiv von 28mm Brennweite nur einen Bildwinkel von 75° hat. Das wird dann problematisch, wenn man ein auf KB ausgerichtetes Superweitwinkel-Objektiv von 18mm auf eine D-SLR setzt, um dort wenigstens noch ein mittleres Weitwinkel zu haben:

Wie kann man also ein Objektiv bauen, das einen Brennweitenbereich von 18 bis 125mm hat, also ein Zoomverhältnis von fast 7:1? Der Trick ist: Angepaßte Optik. Sinnvoller als die Betrachtung des reinen Zoomverhältnisses und der Anfangsbrennweite ist die Betrachtung des möglichen Bildwinkels: Der liegt mit 75° bis 12,6° nicht gerade bei exotischen Werten. Ein Objektiv von 28 bis 200mm bei KB hat diese Werte, und? Nun ja, wenn man in die Spezifikationen des 18-125mm und des 28-200mm Compact Makro von Sigma schaut, stellt man verblüffende Übereinstimmungen fest - das 18-125mm ist im Grund ein 28-200mm Compact Macro, bei dem die hinteren Linsengruppen (das sogenannte Retrofokusglied) so abgeändert wurden, daß sich von resultierenden Bildkreis her rechnerisch ein Brennweitenbereich von 18 bis 125mm ergibt. Die Frontelemente sind aber die eines 28-200mm Objektivs. Statt nun nur den mittleren Bereich der KB-Optik auszunutzen, hat man mit dem Sigma ein Objektiv, dessen Abbildungsbereich man komplett ausnutzt, um das Bild für den nur 0,65x so großen Sensor der EOS 300D zu belichten.

Ein KB-Objektiv hat in der Regel eine Abbildungsleistung, die bei einfachen Amateurzooms gerade so ausreicht, um etwa 1000 Linienpaare auf der Bildhöhe aufzulösen, ohne daß der Kontrast zu sehr in die Knie geht (das sind etwa 40 Linienpaare/mm). Profiobjektive können z.T. mehr als das Doppelte auflösen, und die EOS 300D liegt mit einer Sensorauflösung von ca. 65 LP/mm etwa dazwischen. Das bedeutet: Ein einfaches Amateurzoom wie z.B. das häufig als Set-Objektiv mit KB-SLRs angebotene EF 28-90mm 4/5.6 USM ist eigentlich zu schlecht für die 300D und führt zu matschigen Bildern. Für die KB-Variante des Sigma, das 28-200mm Compact Macro gilt vermutlich ähnliches. Durch die Reduktion des Bildkreises beim 18-125mm hat man aber die Auflösung von ~1000 Linienpaare auf die Bildhöhe beibehalten, so daß eine Auflösung von 40LP/mm, die für KB gilt, auf ca. 60 LP/mm angehoben wird - die Auflösung, die der Sensor der 300D braucht. Was Sigma im Zuge der Überarbeitung des 28-200mm zum 18-125mm nicht gemacht hat, war eine Vergrößerung der Blendenwerte: Da der Bildkreis durch Ändern der Retrofokusgruppe verkleinert wurde, die durch die Frontelemente eindringende Lichtmenge aber gleich bleibt, wäre Raum gewesen, die Öffnungsverhältnisse anzupassen. Der Faktor von ca. 1,5 beim Abändern des Bildwinkels hätte damit Raum gelassen für ein um eine Blende größeres Öffnungsverhältnis, statt 1:3.5-5.6 hätte man also leicht ein 1:2.4-4 haben können. Warum das nicht gemacht wurde? Hier kann man nur spekulieren: Entweder war es beim gegebenen Konstruktionsprinzip des Retrofokusgliedes nicht möglich (dieses stellt ja praktisch einen "umgedrehten" Telekonverter dar und jedes Retrofokusglied hat eine maximale Öffnung, den der Objektivteil davor bieten darf, sonst kommt es zu Vignettierungen), es hätte zu viel gekostet (die Linsen hätten evtl. größer sein müssen), die Abbildungsqualität wäre zu schlecht gewesen (das Objektiv vignettiert jetzt schon bei 18mm deutlich) oder das Marketing wollte noch Luft haben für eine lichtstärkere Variante (die dann ohne großen Aufwand aus diesem Objektiv generiert werden könnte). Canon hat es übrigens beim Set-Objektiv auch nicht anders gemacht: Dieses basiert auf dem 28-90mm 1/4-5.6, hier ist lediglicht bei 18mm das Öffnungsverhältnis um eine halbe Blende besser gemacht worden.

Um es nochmal zu sagen: Obwohl das Sigma 18-125mm ein Objektiv für Canons EF-Bajonett ist (es ist auch in Versionen für Nikon, Pentax und Sigma erhältlich) ist es ein DC-Objektiv, dessen Optik für D-SLRs mit einem Crop-Faktor von 1,5 und größer gerechnet ist; es hat aber nicht das zu älteren D-SLRs inkompatiblen EF-S-Bajonett wie Canons EF-S 18-55mm Objektiv. Der Bildkreis reicht zwar gerade noch, daß es bei Verwendung an einer EOS IX nicht zu totalen Abschattungen im Sucher kommt, aber mehr als der Bildkreis von APS-C (Crop-Faktor 1,45) wird damit vermutlich nicht in adäquater Qualität belichtet. DAS OBJEKTIV PASST ABER AUCH AUF EINE EOS D30, D60 UND DIE 10D! Auf einem KB-Gehäuse kommt es bei jeder Brennweite zu Abschattungen am Rand (richtig schwarze Ränder, nicht nur dunkle Ecken, die beim Abblenden schwächer werden!).

Aufbau

(Schnittbild Fa. Sigma)   

Das Sigma 18-125mm ist ein relativ komplex aufgebautes Objektiv. Das liegt vor allem an dem großen Zoombereich von fast 7-fach (genau: 6,94). Das Objektiv hat einen Durchmesser von 70mm und ist 78mm lang, der Filterdurchmesser ist 62mm (was etwas unüblich ist, da es sehr dicht bei den geläufigen 58mm liegt; es hätten aber vermutlich nur Slim-Line-Filter gepaßt, so daß hier die Wahl von 62mm sinnvoll war um etwas mehr Raum für dickere Filter zu haben). Das Gewicht des Objektivs liegt bei ca. 380g, es ist damit etwa doppelt so schwer wie das Set-Objektiv zur 300D, aber noch leichter als ein KB-Superweitwinkel.

Die Nahgrenze liegt bei 50cm, der Abbildungsmaßstab, der sich damit realisieren läßt ist 1:5.3. Das hört sich zunächst mal nicht sehr sensationell an (üblich ist bei KB-Normalzooms ein Verhältnis von 1:3.5 bis etwa 1:4.5), aber es rührt eben daher, daß der Bildkreis gegenüber dem 28-200 Compact Macro verkleinert wurde, damit sinkt auch der Abbildungsmaßstab. Der Crop-Faktor beim Sensor macht das aber wieder komplett wett, so daß sich im Endeffekt ein Abbildungsverhältnis von 1:3.5 bezogen auf KB ergibt.

Der optische Aufbau besteht aus 15 Elementen in 14 Gliedern. Das zweielementige Glied ist dabei die Frontlinse. Das Objektiv hat eine interne Fokussierung, die über das zweite optische Glied erfolgt. Ebenfalls zum optischen Aufbau gehören zwei Asphären (3. und 13. Glied, violett) sowie eine Linse aus Glas mit speziell niedriger Farbzerstreuung (SLD, 9. Glied, hellblau), um chromatische Aberrationen möglichst klein zu halten.

Mechanisch ist das Objektiv sehr solide aufgebaut. Obwohl praktisch alle Gehäuseteile aus Kunststoff bestehen hat man eher das Gefühl, daß man ein gutes altes manuelles Objektiv in der Hand hält als daß es sich um ein Amateurzoom eines Fremdherstellers handelt.

Der Zoomring geht relativ schwer, da zudem die Frontelemente nicht so extrem schwer sind braucht man den Zoom-Lock-Schalter eigentlich nie, vermutlich hat Sigma den nur als Transportsicherung eingebaut. Der Zoom geht über einen zweistufigen Auszug, wobei sich am langen Ende das Objektiv etwa um 80% gestreckt hat.
Anders als beim EF-S 18-55mm ist eine Entfernungsskala vorhanden und das Objektiv weist eine interne Fokussierung auf. Fokussiert wird durch ein Verschieben der 2. Linsengruppe innerhalb des Tubus. Dadurch dreht sich das Frontelement nicht mit, auch ändert sich die Länge des Objektivs nicht beim Fokussieren.
Der AF-Antrieb besteht aus einem Gleichstrommotor; der Fokusring ist fest mit dem Antrieb verbunden. Anders als bei Canon-Objektiven mit ringförmigem USM muß man also das Objektiv auf manuellen Fokus umstellen, wenn man die eingestellte Entfernung mit der Hand verändern will (das Objektiv hat kein FTM).
Was ich bei ausgiebiger Benutzung dieses Objektivs festgestellt habe ist eine vergleichsweise hohe Stromaufnahme des AF-Antriebs. Das bewirkt, daß man den Akku der 300D etwa 1/4 früher leer hat als sonst, zudem bricht die Akkuspannung beim Verwenden des AF relativ früh zusammen, so daß sich schon bei halbleerem Akku die 300D mit "Akku bald leer" meldet und man trotzdem noch ca. 50-70 Aufnahmen machen kann. Schaltet sich die 300D dann mit "Akku leer" ab, dann reicht der Saft im Akku ohne Blitzverwendung noch für ca. 30 Aufnahmen, wenn man den Akku rausnimmt und wieder reinsteckt. Bei der EOS IX ist es ähnlich: Mehrere Fotos mit dem Objektiv führen zu einer Anzeige "Batterien bald erschöpft", nach dem Aus- und Wiedereinschalten sind aber wieder 100% Batteriestand zu sehen. Hier werde ich mir wohl demnächst mal einen oder zwei Zusatzakkus gönnen.

Die Gegenlichtblende ist im Lieferumfang enthalten und hat eine kelchförmige Form. Sie ist relativ weit gehalten, de Facto ist sie groß genug, daß auch bei Aufnahmen mit einer EOS IX keine Abschattungen im APS-H-Format auftreten. Andererseits ist der Sensor der EOS 300D doch etwas kleiner als das APS-H-Format, so daß hier eine kleinere Gegenlichtblende von Vorteil wäre. Hier schlägt wieder das oben gesagte zu: Durch das Verkleinern des Bildkreises ist das Objektiv von der Lichtführung her etwa einem 28-200mm 1/4.8-8 vergleichbar, da zwar der Bildkreis kleiner, das Öffnungsverhältnis aber nicht größer geworden ist.

Die Abbildungsqualität

Bildschärfe
Farbsäume
Vignettierung
Verzeichnung
Verzeichnung korrigieren
Streulicht
Bokeh

Um es vorweg zu nehmen: Was ich nicht gemacht habe, ist ein laborartiger Aufbau, um die Abbildungsqualität des Objektivs zu testen. Ich habe weder USAF-Testcharts damit abgelichtet noch habe ich Milimeterpapier abgelichtet und die Verzeichnung daraus errechnet. Einmal ist das Erstellen eines solchen Aufbaus eine Heidenarbeit (die ich gerne anderen überlassen möchte), zum anderen habe ich so etwas noch nie gemacht (man sollte sich für das erste Mal ein Objektiv vorknöpfen, das andere schon so unter die Lupe genommen haben um vergleichbare Werte zu haben). Ich habe statt dessen reproduzierbare Szenen aus meiner täglichen Umgebung verwendet und diese abgelichtet und geschaut, was an diesen gut ist und was weniger gut ist. Es ist also ein rein subjektiver Test, und das resultierende Ergebnis soll in keiner Weise als objektives Resultat einer wissenschaftlich nachvollziehbaren Untersuchung betrachtet werden!

Bildschärfe

Einer der Knackpunkte bei der Beurteilung von Objektiven ist in der Regel die Bildschärfe. Hier gilt meist: Amateurzooms sind aufgeblendet oft etwas "weich" und erst beim Abblenden ist das Bild richtig scharf. Das 18-125mm ist hier keine Ausnahme, aber es verhält sich sehr gut in der Hinsicht, daß die Bildschärfe aufgeblendet noch nicht 100% der Sensorauflösung darstellt, auf f/8 abgeblendet aber schon fast das Maximum an der Auflösung erreicht wird, die der Sensor der 300D darstellen kann. Hier würde ich sagen: 8 von 10 möglichen Punkten. Besser ist in dieser Hinsicht keines meiner Zoomobjektive! (Ich besitze aber auch kein EF 17-40mm L USM...). Deutlich besser von der Auflösung sind aufgeblendet eigentlich nur meine Festbrennweiten, zum Manko des 24mm-Objektivs in dieser Hinsicht siehe unten bei "Farbsäume".

Getestet habe ich das Objektiv, indem ich Aufnahmen mit offener Blende und auf f/5.6, f/8 und f/11 abgeblendet gemacht habe. Die auf f/8 abgeblendeten Aufnahmen sind die schärfsten, bis f/11 geht die Schärfe schon wieder etwas herunter (das liegt an der Beugung, die dann zuschlägt).

Ein 100%-Crop aus der Bildmitte (links) und vom Bildrand (rechts) eines mit 18mm bei f/3,5 aufgenommenen Bildes.

Zwei Crops aus der gleichen Szene, diesmal mit f/11 aufgenommen.

30mm, f/4,0
30mm, f/11
51mm, f/5,0
51mm, f/11
125mm, f/5.6
125mm, f/11

Farbsäume

Ein Problem, das bei digitalen Bildsensoren deutlicher Auftritt als bei Film ist das sogenannte "purple fringing", was man an Bilddetails wahrnehmen kann, die dunkel vor hellem Hintergrund sind (klassisches Beispiel ist hier immer ein Bild mit relativ starker Belichtung, wo sich ein dunkler Ast vor hellem Hintergrund abhebt. Sind solche Bildmotive in einer der Ecken positioniert, dann sieht man oft am Innenrand der dunklen Bildelemente ein farbiges Überstrahlen des hellen Hintergrunds).

100%-Ausschnitt aus der oberen linken Ecke eines Bildes, das die typischen purpurnen/grünen Ränder an dunklen Bildelemente vor dem hellen Himmel zeigt. Die Breite der Ränder ist ca. 3 bis 4 Pixel, damit liegt das Sigma 18-125mm etwa auf dem Niveau des Canon EF-S 18-55mm.

Aufnahme mit 18mm bei f/8 (der Effekt ist praktisch unabhängig von der gewählten Blende)

Da es sich dabei mindestens zum Teil um einen Effekt handelt, der als "Komabildung" auch in der Fotografie auf chemischen Film bekannt ist (TCA, transversale chromatische Aberration, unterschiedliche Bildgröße je nach Farbe), reduziert sich das ganze beim Abblenden des Objektivs nur schwach, es verschwindet in der Regel auch bei einer Blende von f/11 nicht völlig. Objektive mit vielen Linsen sind davon in der Regel stärker betroffen als solche mit wenig Linsen. Für mich war es daher sehr brauchbar, daß dieser Effekt mit dem Sigma 18-125mm nicht stärker auftritt als ich es beim EF-S 18-55mm gesehen hatte. Vom Gefühl her ist der Effekt beim Sigma sogar etwas schwächer. Andere Objektive wie z.B. die 24mm Festbrennweite (EF 24mm 1/2.8) zeigen diesen Effekt ebenfalls in gleicher oder stärkerer Größenordnung.

Hintergründe zu dem Phänomen gibt es hier: http://www.vanwalree.com/optics/chromatic.html.

Vignettierung

Das Sigma-Objektiv vignettiert bei 18mm sichtbar und deutlich (etwa 1,5 Blendenstufen), wenn man es mit offener Blende benutzt. Die Vignettierung wird beim Abblenden schwächer, verschwindet aber auch bei f/8 noch nicht völlig. Zoomt man etwas weiter, verschwindet diese Vignettierung aber (schon ab etwa 20mm ist sie nicht mehr festzustellen). Ganz am langen Ende ist wieder eine leichte Vignettierung festzustellen, die aber bei f/8 schon wieder verschwunden ist.

Beispiel der Vignettierung bei 18mm, wie sie bei f/7,1 noch sichtbar ist (dunkle Ecken im Himmel). Der dunkle Bereich am oberen Bildrand ist ein Resultat der Polfilter-Verwendung und liegt an der unterschiedlichen Tönung des Himmels bei Aufnahmen mit Polfilter.

Vergleichbar sind die Resultate in diesem Bereich etwa mit dem EF 28-105mm 1/3.5-4.5 USM, das an beiden Enden merkliche Vignettierungen zeigt.

Verzeichnung

Das Sigma 18-125mm gehört aufgrund seines Zoombereichs von 75° Bildwinkel bis hinunter auf weniger als 15° eindeutig in die Kategorie der sogenannten "Superzooms". Diese leiden zusätzlich zu den anderen Krankheiten von Zoomobjektiven oft auch an extremen Verzeichnungen. Meist sind diese bei kurzer Brennweite sehr stark tonnenförmig, bei Normalbrennweite dann eher neutral und etwa ab dem leichten Telebereich zunehmend kissenförmig.

Die folgenden Bilder habe ich sowohl mit dem Sigma als auch mit dem Canon aufgenommen. Bessere Bilder die Verzeichnung des Sigma betreffend gibt es hier.

Vergleich in der Verzeichnung zwischen Sigma 18-125mm (links) und Canon 18-55mm (rechts)

Bei 18mm ist das Sigma insgesamt nicht schlechter als das Canon. Auffällig ist aber, daß es sich beim Sigma um eine wellenförmige Verzeichnung handelt, wärend das Canon nur tonnenförmig verzeichnet.
Bei ~30mm verzeichnet das Canon noch leicht tonnenförmig, während das Sigma hier schon beginnt, die etwas ausgeprägtere kissenförmige Verzeichnung am Rand zu zeigen.
Bei ~50mm ist das Canon eindeutiger Sieger, da es hier völlig neutral abbildet. Das Sigma zeigt eine leichte kissenförmige Verzeichnung.
Bei 125mm ist die Verzeichnung etwas stärker ausgeprägt, aber auch kissenförmig. Das Canon geht nur bis 55mm, daher fehlt hier das entsprechende Vergleichsbild.  

Beim Sigma 18-125mm ist das im Grunde ebenso, allerdings besitzt das Objektiv zwei asphärische Linsenelemente, die dazu verwendet werden, diese Superzoom-typische Verzeichnung zu korrigieren. Ganz gelingt dies nicht, aber die Verzeichnung ist nicht extremer als es z.B. ein EF 24mm 1/2.8 zeigt.

Bei kurzen Brennweiten (unter 24mm) liegt eine wellenförmige Verzeichnung vor: Im inneren Bereich ist die Verzeichnung tonnenförmig (mit abnehmender Tendenz bei längerer Brennweite), etwa beim umschlossenen Bildkreis von ~18mm Durchmesser neutral und am Rand leicht kissenförmig. Die Verzeichnung ist aber nicht stärker ausgeprägt als z.B. beim Canon EF-S 18-55mm bei 18mm.
Im Brennweitenbereich von 24 bis etwa 80mm ist die Verzeichnung relativ neutral, mit einer leichten Kissenform in den extremen Ecken. Bei längerer Brennweite stellt sich dann eine zunehmend kissenförmige Verzeichnung ein. Bei 125mm liegt dann eine deutliche Kissenform vor.

Anzumerken ist, daß die Verzeichnung je nach Entfernung unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Bei geringeren Entfernungen ist z.B. die Verzeichnung bei 125mm so weit reduziert, daß nur am Bildrand eine merkliche Kissenform übrigbleibt. Auch bei Aufnahmen im Bereich von 30 bis ca. 70mm ist bei einer Einstellentfernung von zwischen 1 und 10m keine merkliche Verzeichnung festzustellen.

Durch die Verwendung von Asphären zur Korrektur von Verzeichnungen ist die resultierende Verzeichnung aber in der Regel von komplexer Art: Bei kurzen Brennweiten hat man eine sogenannte wellenförmige Verzeichnung, bei der sich innen eine Tonnenform und außen eine Kissenform ergibt. Bei mittleren Brennweiten ist zwar in der Bildmitte keine sichtbare Verzeichnung mehr vorhanden, am äußeren Bildrand ist jedoch wieder eine leichte Kissenform auszumachen. Bei ganz langen Brennweiten ist das Kissen in der Mitte nur sehr schwach, am Rand aber deutlich ausgeprägt. Es handelt sich nicht um die typische Verzeichnung, die man wie bei einfachen Zoomobjektiven mit mathematischen Ausdrücken 2. Ordnung korrigieren kann, sondern man schafft es in der Regel selbst mit Termen 4. Ordnung nicht.

Insgesamt ist die Verzeichnung für ein Objektiv dieser Kategorie recht gut korrigiert, und auf vielen Bildern fällt nicht auf den ersten Blick auf, daß es von einem Superzoom-Objektiv stammt. Bei Landschaftsaufnahmen und Aufnahmen in der Natur ist die Verzeichnung in der Regel sowieso von untergeordneter Bedeutung, da sie nur auffällt, wenn eine gerade Kante annähernd parallel zu einer Bildkante relativ weit außerhalb der Bildmitte verläuft. Mit geübtem Blick kann man zwar auch die typische wellenförmige Verzeichnung bei 18mm in den verschiedensten Lagen erkennen, aber sie ist nicht so ausgeprägt, daß sie das gesamte Bild dominiert. Hinzuzufügen ist auch, daß selbst teure Superweitwinkel-Zoomobjektive wie z.B. das EF 16-35mm 1/2.8 L USM in der Regel eine ähnlich stark ausgeprägte wellenförmige Verzeichnung zeigen.

Verzeichnung korrigieren

Korrigieren läßt sich die Verzeichnung z.B. mit dem Photoshop-Plugin der PanoTools. An den Parametern muß ich noch ein wenig herumfeilen, aber wenn es mal eine brauchbare Kurve für die Verzeichnung gibt, dann lassen sich diese Parameter auch leicht gewinnen. Näherungsweise kann man sich mal mit folgenden Werten helfen:

a*r^4+b*r^3+c*r^2+d*r a b c d
Weitwinkel (18mm) +0.008 -0.01 -0.03 +1.03
Normal bis leichtes Tele (24-70mm) 0.0 +0.013 0.0 +0.95
mittleres Tele (125mm) 0.0 +0.006 0.0 +0.98

Streulicht

Ein großes Problem bei Zoomobjektiven ist, daß sie eine große Anzahl von optischen Gliedern benötigen. Jedes optische Glied hat aber zwei Glas-Luft-Flächen, die immer beim Durchgang eines Lichtstrahls nur ca. 99,x % des einfallenden Lichts auch durchlassen, ein kleiner Rest wird reflektiert und kann im Endeffekt zu Streulicht werden, das das Bild verschlechtert.

Ein Stachelbeerstrauch im Gegenlicht bei ca. 100mm Brennweite mit f/5.6 fotografiert.

Von Streulicht ist nichts zu merken.

Hier ein durch Streulicht verunstaltetes Bild: Man erkennt die entlang der von Sonne und Bildmittelpunkt gebildeten Linie aufgereihten Blendenflecken (die Sonne ist nicht im Bild zu sehen, steht aber innerhalb des Bildkreises gerade über dem oberen Bildrand). Die Auswirkungen sind aber ähnlich wie beim Canon EF-S 18-55mm.
Eine vergleichbare Aufnahme mit dem Canon. Hier zeigt sich die typische Spindelform, die man bei diesem Objektiv als "Blendenfleck" gerade gegenüber der Bildmitte auf Position der Lichtquelle bekommt. Die Sonne steht hier rechts oberhalb der Bildmitte im Bild.

Zum Problem wird eine große Streulichtanfälligkeit insbesondere dann, wenn man wegen der verwendeten Brennweite eigentlich die Sonne (oder eine andere starke Lichtquelle) schon längst nicht mehr im Bild hätte, wegen der Konstruktion eines Objektivs als Zoomobjektiv aber die Sonne sehr wohl in das Frontelement scheint und sogar noch eine ganze Etappe weiter in die Optik vordingen kann. Beim Sigma ist das so gelöst, daß der Zoomteil am Ende eine Maske hat, in der nur das relativ kleine Hinterglied des Zooms eine Öffnung bildet. Die Sonne wird dann an dieser Maske gestoppt (ähnlich der, die das Canon 18-55mm verwendet).

Da ich relativ gerne und häufig Gegenlichtaufnahmen mache, war es mir wichtig, daß die Streulichtanfälligkeit des Sigma nicht höher ist als die des Canon EF-S 18-55mm. 

Bokeh

Unter diesem Begriff faßt man das Erscheinungsbild des unscharfen Hintergrunds zusammen, den das Objektiv generiert. Wichtig ist das, wenn man ein Motiv scharf von einem unscharfen Hintergrund abheben möchte. Ist das Bokeh schlecht, dann wird der Hintergrund (abhängig von den tatsächliche Begebenheiten vor Ort) sehr unruhig aussehen, weil möglicherweise Strukturen aus dem Hintergrund sichtbar werden, die eigentlich aufgrund des Bereichs der Schärfentiefe nicht mehr erscheinen sollten.

Bild eines Brunnens. Der 100%-Ausschnitt unten stammt von dem Spitzlicht rechts neben der Rückenlehne der Bank im Hintergrund. Aufnahme mit f/7,1 und 1/250s bei ISO 100.

Wichtig für das Aussehen eines unscharfen Hintergrunds ist einmal die Anzahl der Blendenlamnellen und ihre Form (je runder die Blendenöffnung, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, daß sich unscharfe Elemente aus den Hintergrund zu einem scheinbar scharfen Element im Bild überlagern können) sowie die Form, wie die sogenannten Unschärfekringel in ihrer Helligkeitsverteilung aussehen (je gleichmäßiger die Helligkeitsverteilung ist, umso besser).

Unschärfekreis eines Spitzlichts aus dem Hintergrund bei 125mm und f/7,1. Die Helligkeitsverteilung ist sehr gleichmäßig, außerdem ist auch die Form trotz leichten Abblendens noch kreisrund.

In beiden Kategorien ist das Sigma 18-125mm mindestens als Gut zu bewerten. Es hat 7 Blendenlamnellen, was die Wahrscheinlichkeit von sichtbaren Überlagerungen gegenüber 6 oder 8 Blendenlamnellen nochmal deutlich reduziert (die Carl-Zeiss-Objektive aus Jena für die Pentacon Six hatten z.T. auch 7 oder 9 Blendenlamnellen statt der sonst üblichen 6 oder 8). Die Blendenöffnung ist auch leicht abgeblendet noch fast perfekt rund, und die Helligkeitsverteilung in unscharfen Spitzlichtern ist sehr gleichmäßig. Der Hintergrund wirkt dadurch sehr gleichmäßig. Auch die relativ lange Brennweite von 125mm macht es leicht, ein Motiv aus dem Hintergrund herauszuheben (für diesen Effekt ist die absolute Öffnung der entscheidende Zahlenwert, also der Quotient aus Brennweite und Blendenzahl, der ist bei dem Sigma 125mm/5.6=22,3mm gegenüber 55mm/5.6=9,8mm beim Canon EF-S 18-55mm; beim Canon EF 100mm 1/2 USM kommt man da auf sagenhafte 50mm, was aber für Portraits oft schon des Guten zuviel ist).

Noch besseres Bokeh als bei dem Sigma habe ich bei meinen Objektiven eigentlich nur beim EF 100mm 1/2 USM und beim EF 28-105mm 1/3.5-4.5 USM gesehen, wobei das Sigma fast das Niveau des 28-105mm erreicht. Das Bokeh des Canon EF-S 18-55mm 1/3.5-5.6 ist auch sehr ähnlich dem des Sigma und ist gut genug, daß Canon in der Beschreibung des EOS 300D-Kits extra darauf hinweist.

Fazit

Das Sigma 18-125mm DC ist ein sehr brauchbares Objektiv. Obwohl ich anfangs große Bedenken gegen den Einsatz eines solchen Objektivs an einer Spiegelreflexkamera hatte, habe ich dieses Objektiv mittlerweile fast nur noch auf meiner 300D. Hauptgrund dafür ist neben den unbestreitbaren Vorteilen dieses Objektivs gegenüber dem Set-Objektiv (Brennweitenbereich, Handling und Bildqualität) vor allem auch, daß der Hauptnachteil (Verzeichnung) über rechnerische Korrektur der Verzeichnung in Photoshop gut eliminieren läßt. Auch ist es praktisch, wenn man den Bildwinkelbereich von 75° bis herunter auf 12° mit einem einzigen Objektiv erschlagen kann und nicht das Objektiv wechseln muß. Denn als Telezoom ist das 75-300mm IS USM an der 300D schon deutlich zu telelastig, ein 50-200mm wäre da besser geeignet und die Lücke zum 18-55mm nicht so groß; das entsprechende Objektiv von Canon ist aber von billigster Machart und zudem völlig überteuert (das aktuelle, optisch hochwertigere 75-300mm III ist qualitativ besser und rund 50 Euro billiger als das 50-200mm II).

Der Brennweitenbereich vom mittleren Weitwinkel bis zum mittleren Tele ist ideal für ein "immer drauf"-Objektiv. Das Handling ist deutlich besser als mit dem Set-Objektiv, und auch die Abbildungsleistung ist nicht schlechter. Die Brennweitenlücke zwischen 55 und 75mm hat mich zwar nie gestört, aber störend ist bei der Kombi aus 18-55mm plus 75-300mm, daß man bei den Abbildungsverhältnissen zwischen dem Normalzoom mit Maßstab 1:3,5 und 23cm Nahgrenze dann beim Telezoom mit 75mm plötzlich einen Maßstab von nur noch 1:15 und eine Nahgrenze von 1,2m hat. Will man wieder in die Nähe von 1:8, dann muß man mindestens bis ca. 150mm zoomen, näher ran kommt man mit dem Telezoom nicht. Diese riesige Lücke im Abbildungsmaßstab und der überbrückbaren Entfernung hat man mit dem Sigma nicht; was mir jetzt noch fehlt ist ein Achromat mit 62mm Filtergewinde und etwa +2 dpt.

Eine richtige Alternative zu diesem Objektiv wäre eigentlich nur ein Zoom mit 18-70mm, so wie es Nikon für seine Digitalkameras anbietet. Dann aber am besten mit einem Öffnungsverhältnis von mindestens 2.8-4.

Einen noch detaillierteren Objektivtest gibt es hier.