Stockholm |
Ich war bereits aus beruflichen Gründen mehrmals in Stockholm gewesen, bis ich dann an einen meiner Aufenthalte 1996 ein paar Tage dranhängte, um mir mal die Stadt anzuschauen. Es waren ein paar Tage im Juni mit ganz brauchbarem Wetter (leider war 1996 ein "Ostseesommer", wie die Stockholmer sagen: ziemlich kühl, feucht und eigentlich ging nur das Frühjahr gleich in den Herbst über - Grund war das vollständige Zufrieren der Ostsee im Winter 1995/96, was bis weit in den Sommer hinein die Temperaturen beeinflußt hat).
Das Bild der Stadt wird von vielen Häusern aus Backsteinen geprägt. Im letzten und vorletzten Jahrhundert wurden auch viele öffentliche Gebäude mit Backsteinen gebaut. |
Stockholm liegt am Strömen, der die Stadt in zwei Teile mit einer Insel dazwischen teilt. Diese Insel ist das ursprüngliche Stockholm, heute ist dies Gamla Stan, die Altstadt.
Das Nordufer des Strömen besitzt eine wunderbare Fassade aus Patrizierhäusern des 18. und 19. Jahrhunderts. |
Am Nordufer des Strömen hatte sich die Stadt schon im 18. Jahrhundert ausgebreitet, das Südufer war damals noch Werften und Betrieben vorbehalten.
Eine weitere Insel im Strömen, etwas abwärts gelegen, ist die sogenannte Museumsinsel. Sie beherbergt u.a. das Ostseemuseum und das Wasa-Museum. Letzteres wurde um ein im 16. Jahrhundert gekentertes Kriegsschiff gebaut, das in den 60er Jahren wiederentdeckt und aus dem Hafenbecken gefischt wurde. Durch den geringen Salzgehalt der Ostsee war das Schiff erstaunlich gut erhalten, man mußte nur darauf achten, daß das Eichenholz nicht austrocknete. In einem jahrzehntelangem Konservierungsprozeß hat man das Wasser mit Harzen ersetzt, um das Holz zu stabilisieren.
Stockholm hat einen Vorzug gegenüber vielen anderen europäischen Städten: es wurde nie durch einen Krieg zerstört, auch hat es nie Kampfhandlungen in der Stadt gegeben. Entsprechend gut sind alte Gebäude erhalten.
Im Nordteil Stockholms liegen die Universität, Bibliotheken und andere öffentliche Einrichtungen, die im 18. Jahrhundert gegründet wurden. Auch viele Gärten und Grünanlagen findet man hier. Dadurch wurde dieser Teil der Stadt zum eigentlichen Stadtzentrum.
Einer der Gründe, warum Stockholm nie erobert wurde, ist die Schärenküste, die sich auf einer Breite von etwa 20 bis 50 km zwischen Stockholm und der Ostsee erstreckt. Für Segelschiffe ist sie nur bei günstigem Wind und genauer Kenntnis der Wasserverhältnisse zu befahren, was ein geplantes Eindringen mit einer größeren Flotte praktisch unmöglich machte.
Ein anderer Grund war die Festung Vaxholm: Diese Festung, auf einer Insel etwa 20 km an einer Engstelle der Schären vor Stockholm gelegen, war schon vor ca. 500 Jahren zu einer Festung ausgebaut worden und mit seinen Kanonen ebenso abschreckend wie die Schärenküste.
Das Aus für die Festung kam im letzten Jahrhundert: Man überlegte sich, die Kanonen der Festung zu modernisieren. Um zu überprüfen, ob die Mauern überhaupt noch ausreichend Schutz gewährten, schoß man vor gut 100 Jahren testweise auf eine der Mauern. Das mehr als 1 m große Loch überzeugte alle, die an die Sicherheit der Festung geglaubt hatten, daß man das Geld besser in andere Verteidigungsmittel stecken sollte...
So blieb die Festung annähernd in dem Zustand erhalten, in dem sie damals war.