Video

Seit etwa Sommer 2002 habe ich auch eine Videokamera, und das kam so: Da für den August die Hochzeit anstand und ich außer Fotos, die sicherlich gemacht würden auch gerne einiges an Film haben wollte, kam ich auf den Gedanken, daß es nicht verkehrt wäre, eine Videokamera zu besitzen um damit etwas zu filmen.

Leider war ich etwas enttäuscht, als ich mitbekam wie teuer der Spaß ist und fragte mich, ob es denn nicht zu akzeptabler Qualität etwas besser geht. Grund: Die üblichen Consumer-Geräte, die heute im Preissegment bis etwa 1000 Euro zu finden sind, besitzen keine optische Bildstabilisierung (was ich schon ganz gerne gehabt hätte), und vor allem: Die CCDs der Camcorder sind wahre Winzlinge. Üblich sind mittlerweile Fuzzelteile von 1/6" Größe (nur zur Anmerkung: Ein "Video-Zoll" sind nicht etwa 25,4mm wie im richtigen Leben, nein, bei CCDs drückt die Einheit " ein Maß von etwa 18mm aus, weil die Zollangaben sich immer noch auf die Außenabmessungen(!) einer virtuellen Bildröhre mit der gleichen lichtempfindlichen Fläche eines CCDs beziehen). Die Teile haben eine Bilddiagonale von nur rund 4mm. Von diesen 4mm gehen noch etwa 20% für die Fläche ab, die der elektronische Bildstabilisator für seine Arbeit in Beschlag nimmt, so daß die nutzbare Bilddiagonale nur bei ca. 3,2mm liegt - wahre Winzlinge.

Dazu kommt, daß schon die früheren High-End Camcorder der Hi-8-Klasse in der Regel bei 1/2" (Bilddiagonale von 8mm) schon deutliche Probleme hatten, wenn man bei Kerzenlicht filmen wollte, aber zumindest für beleuchtete Innenräume noch genügend Reserven mitbrachten. Ein CCD von wenigstens 1/4-Zoll sollte es aber schon sein.

Da wagte ich mal ein Blick zu eBay und traute meinen Augen nicht: Wurden doch dort jede Woche ein bis zwei Camcoder XL1 oder XL2 versteigert, und das zu Preisen von um die 600 Euro für ein Komplettsystem aus Camcorder, 15x-Telezoom und 3x-WW-Zoom. Also überlegte ich nicht lange und schlug zu - die XL1 war zu Hi-8-Zeiten das absolute Top-Modell bei den Amateurfilmern, mit dem Wechselobjektivsystem war sie sehr flexibel und erlaubte über einen Adapter sogar die Benutzung von EF-Objektiven für die EOS-KB-Kameras.

Die EX1-Ausrüstung

Neben der Kamera mit einem 15x-Zoom 8-120mm war im Set auch das WW-Zoom 5-15mm und ein Telekonverter enthalten.

Der 2x-Telekonverter für den VL-Mount der EX1/2. Es ist ein Hinterlinsen-Konverter.

Das 3x-WW-Zoomobjektiv. Der Bereich von 5-15mm entspricht ca. 24-75mm bei KB.

Die Objektive (und auch die Kamera) sind nicht gerade das, was man handlich nennt. Wer schon einmal Profi-Objektive einer KB-Spiegelreflexkamera in der Hand hatte, weiß etwa, wie groß ein Objektiv ist, das ein 72mm-Filtergewinde hat.

Die EX1 von Canon.

Das 15x-Zoomobjektiv. Der Bereich von 8-120mm entspricht ca. 40-600mm bei KB.

Die Fotos der EX1-Ausrüstung wurden mit der Sony-Videokamera gemacht, die auch eine Fotofunktion mit knapp einem Megapixel Auflösung beherrscht (1150x870 Punkte) und bei nicht zu detail- und kontrastreichen Bildern und guten Lichtverhältnissen auch ganz gute Ergebnisse bringt.

Mittlerweile habe ich etwa 5 bis 6 90min-Hi8-Filme vollgemacht, die auch z.T. recht ansehnliches Bildmaterial enthalten. Daß man die Kamera sowohl mit Automatikeinstellungen als auch komplett im manuellen Modus benutzen kann ist für einen Hobbyfotografen, der weiß, was Belichtungszeiten und Blende sind schon recht praktisch.

Beim Schneiden der Videos merkt man halt, daß die EX1 noch zu einer etwas älteren Garde von Videokameras zählt: Sie kennt zwar das Hi8-Format, das qualitativ auch von den neuen Digitalformaten nicht übertroffen wird, hat aber nicht einmal eine Timecode-Aufzeichnung (das bot erst die EX2). Hinzu kam, daß meine EX1 auch Probleme mit der Bildstabilität hatte, was bedeutete, daß die gefilten Videos nach wenigen Sekunden Aufzeichnung anfingen, zu "jittern". Mögliche Ursache sind z.B. gealterte Kondensatoren und damit instabile Versorgungsspannungen.

Die EX1-Ausrüstung verkaufte ich nach dem Kauf der D8-Kamera etwa Anfang April 2003 wieder für annähernd den gleichen Preis, für den ich das System ein Dreiviertel Jahr vorher bei eBay ersteigert hatte.

Digital 8

Daß analoge Technik aber auch ihre Grenzen hat, wenn man selbst Videos bearbeiten möchte habe ich dann erst beim Videoschnitt am PC festgestellt. Das Hauptproblem ist einfach, daß die Aufteilung in einzelne Szenen bei analogem Material rein über die Bildinhalte der Szenen funktionieren kann (es gibt praktisch kein für Hobbyfilmer bezahlbares System, das die Hi8-Timecodes einiger Kameras auswerten könnte - die Daten kommen nämlich nicht mit dem Videostrom, sondern separat über LanC). Auch stellt sich nach dem Schnitt die Frage, wohin mit dem fertigen Film - da dämmerte mir dann, daß eine digitale Videokamera auch ihre Vorteile hat.

Als ich dann noch mitbekam, daß es außer MiniDV (mit seinen winzigen, aber eigentlich zu teuren Kassetten) noch das Digital-8-Format gab, das auch analog bespielte Hi8-Bänder abspielen konnte, war mein Entschluß klar: Eine D8-Kamera mußte her, und zwar mit ausreichender Auflösung, einem mindestens 1/4" großem CCD und DV-Eingang. Na gut, Foto Keunen hatte gerade eine DCR-TRV 740E von Sony im Angebot, sollte um die 850 Euro kosten (die hat zwar nur einen 1/4,7"-CCD, aber immerhin den größten, den es noch bei D8 gab) - aber dummerweise war die Kamera schon weg, als ich zuschlagen wollte. Also fragte ich, ob er noch eine neue bestellen könnte - Antwort war ja. Bestellt bei Sony und gewartet. Naja, 14 Tage sollte es schon dauern. Nach drei Wochen aber immer noch keine Kamera. Anruf bei Sony - ja, die nächsten 10 Tage kommen wieder welche rein...

So wurde ich Woche um Woche hingehalten, bis ich so nach 8 Wochen meinte, ob denn die Angaben von Sony noch irgendwie vertrauenserweckend wären, und ob ich es nicht mit der Kamera lassen könnte. Michael Keunen (der die Videosachen betreut) meinte dann zu mir auch, daß er nach dem ganzen Theater auch nicht unbedingt an der Bestellung festhalten wollte, und so wurde die Kamera abbestellt.

Eigentlich war für mich damit das Thema "D8" erledigt, denn die gebrauchten und neuen Camcorder bei eBay kann man eigentlich nicht bezahlen - da gehen ein Jahr alte 740er für teilweise um die 800 Euro weg. Dann aber sah ich - als ich es eigentlich schon aufgegeben hatte - eine 725er, 1,5 Jahre alt, für 500 Euro kurz vor Auktionsende in eBay stehen. Dachte: Naja, die 725er ist der Vorläufer der 738er, die nur DV-Out hat. Aber ein kurzer Blich zu den Specs der Freischaltsets bestätigte die Vermutung: Die DCR-TRV 725E gehört zu den letzten Camcordern, die noch die Möglichkeit bieten, DV-In freizuschalten. Also ersteigerte ich die Kamera für 510 Euro und bestellte mir gleich ein DV-In Freischaltset. Fotos machen kann der Camcorder auch, allerdings erwartete ich mir von der 1 Megapixel Auflösung bei dem kleinen CCD nicht so sehr gute Qualität, bei genügend Licht können sich die Bilder allerdings schon sehen lassen - eine Megapixel-Digitalkamera kann es auch nicht besser, eine andere Digitalkamera für 500 Euro aber schon, aber die kann dann keine D8-Videos filmen.

Jetzt habe ich auch eine "moderne" digitale Videokamera. Damit lassen sich Filme natürlich einfacher Schneiden als mit dem analogen Technik, immerhin enthält der digitale Datenstrom Timestamps, die es dem Schnittprogramm sehr leicht machen, die Szenen anhand von Sprüngen in der Aufnahmezeit zu erkennen.

Leider ist aber bei allen modernen Camcordern im Segment bis etwa 2000€ kein vernünftiges Objektiv dabei - sie sind allesamt zu telelastig, die Brennweite beim Videomodus beginnt meist erst in der Gegend um 50mm KB-äquivalent. Einfach abschrauben und Weitwinkel-Objektiv dransetzen geht auch nicht, da das Objektiv dummerweise integraler Bestandteil des Camcorders ist (der preiswerteste Camcorder mit Wechselobjektivsystem ist die XL1 von Canon, und die kostet um die 4000€, was mir ein bischen zu viel war). Also heißt die einzige Möglichkeit für mehr Bildwinkel Weitwinkel-Objektivvorsatz.

Dummerweise verzeichnen die meisten WW-Konverter ziemlich deftig in Richtung Tonne, sind schlecht entspiegelt und reduzieren die Bildqualität deutlich, taugen also bestenfalls für kurze Clips, in denen eine Übersicht gezeigt werden soll und fertig.

Mit dem Siegeszug der Digitalkameras gibt es aber seit einigen Jahren auch qualitativ hochwertige Objektivvorsätze, die geringe Verzeichnung, hohe Schärfe und gute Mehrschichtvergütung aufweisen. Da sie eigentlich für Digitalkameras mit um die 3 Megapixel Auflösung gemacht sind, kann man sie ohne Probleme als Dauerlösung vor das Objektiv des Camcorders schrauben und z.B. Szenen in einem Zimmer komplett mit dem Konverter vorne drauf filmen. Ein solcher Konverter ist der VCL-HG0737 von Sony. Der Bildwinkel des Camcorders mit dem Vorsatz drauf entspricht dabei im Videomodus etwa 35-630mm statt 50-900mm ohne diesem Vorsatz. Im Fotomodus, in dem der Camcorder eine größere Fläche des CCDs nutzt, geht der Bereich sogar von etwa 28-500mm, wobei die 28mm wegen des 4:3-Seitenverhältnisses etwas weniger breit als bei KB und dafür etwas höher sind. Eine merkliche Verzeichnung bringt der Objektivvorsatz nicht, lediglich bei größter WW-Stellung wird die ohnehin vorhandene Verzeichnung des Camcorders etwas verstärkt - aber merkbar ist das eigentlich nur im Fotomodus, im Videomodus bleibt die Verzeichnung fast unbemerkt.

Hochauflösendes Video

Etwa so um 2004 begann ich dann, sehnsüchtig in Richtung HDV-Kameras zu schielen. Aber unser "Finanzminister" (=meine Frau) war der Meinung, daß die alte Kamera lange gut genug wäre. Na gut, HDV war 2004 mit ~1000 Euro noch alles andere als billig und wird das wohl auch in Zukunft so bleiben.

Es dauerte dann etwa bis zum Herbst 2009, bis ich mir den Traum einer Videokamera mit hochauflösender Ausgabe erfüllte, und es war keine HDV-Kamera: Mittlerweile haben preiswerte AVCHD-Camcorder die Regale der Elektronikmärkte erobert, und ich investierte in eine Canon Legria HF 200. Dieser Camcorder gehört zu Canons Riege von AVCHD-Camcordern, hat einen 1/4" CMOS-Sensor und ist bei www.camcorderinfo.de als AVCHD Camcorder mit der höchsten Bildauflösung getestet worden. Durch die Aufzeichnung auf SD-Karte ist der Camcorder natürlich sehr viel kompakter als mein D8-Camcorder.