Mein Heimatdorf Leisenwald gehört zur Stadt Wächtersbach und damit eigentlich zum Main-Kinzig-Kreis. Dennoch sind die nördlichen Gemeinden und Dörfer dieses Kreises, der dem Lauf der Kinzig bis zu deren Mündung in den Main bei Hanau folgt, schon in der Region südlicher Vogelsberg angesiedelt. Der eigentlich Vogelsbergkreis beginnt im Süden erst knapp unterhalb des ehemaligen Vulkangipfels bei Grebenhain; dazwischen liegen nach Westen zu auch noch viele Gemeinden, die regionalpolitisch zum Wetteraukreis zählen.

Im Vogelsberg findet man noch viele Viehweiden, die dann oft von einzelstehenden Bäumen geziehrt werden. Im Frühjahr bei der Löwenzahnblüte ein durchaus sehenswertes Schauspiel. Aufgenommen am 1. Mai 1994.

Der Vogelsberg ist Europas größter Schildvulkan; er erstreckt sich vom Kinzigtal im Süden über die Höhenlagen bei Grebenhain bis über Alsfeld hinaus. Östlich wird er von der Rhön begrenzt, und im Westen ist die Wetterau die Grenze. Aber wieso ist? Er ist doch nicht mehr aktiv, oder? Nun ja, da streiten sich die Gelehrten. Der letzte Ausbruch muß schon eine ziemliche Weile zurückliegen (ca. 7 Millionen Jahre), aber geologisch betrachtet sind das sehr kurze Zeiträume. Für einen Vulkan dagegen ist diese lange Periode der Untätigkeit eigentlich ein Zeichen, daß die Kräfte in seinem Inneren längst erloschen sind - aber hier in Europa gibt es ein paar Tausend Kilometer weiter noch aktive Nachfahren...

Ein wunderschöner Herbstnachmittag im Birsteiner Wald unweit der Salz.

Mag das Bild der Region zur Zeit der aktiven Vulkantätigkeit alles andere als einladend gewesen sein, so sieht das ganze heute anders aus. Bäume und Pflanzen fühlen sich auf Vulkangestein schnell heimisch, und die Eiszeit mit den stetig blasenden Westwinden tat ein übriges, um hier den Fels vielerorts zu verbergen.

Blick vom Herzberg bei Leisenwald hinunter in das Seemenbachtal. Ganz im Dunst steckt der Feldberg/Ts, weiter vorne der Glauberg.

Durch sehr dünnflüssige Lava hat sich der Vulkan einen sehr breiten, aber flachen Kegel geschaffen. Die Ausdehnung ist ein Umkreis von bis über 50 km in alle Richtungen, bei einer Höhe von "nur" um die 400 m über dem Grundgestein (Sandstein bzw. Rotliegendes). Weil das Gestein auch Eisenoxid enthält und sich dieses durch Regenwasser an der Unterseite von Feldsteinen sammelte, wurde im Vogelsberg früher viel Eisenverhüttung in sog. Rennöfen betrieben. Ein Zeugnis davon ist der relativ geringe Waldanteil im Vergleich zu anderen hessischen Mittelgebirgen - denn Holz brauchte man in Form von Holzkohle auch für die Verhüttung des Eisenerzes.

Von fast derselben Stelle aus ein Blick auf Leisenwald. Die Überlandleitung links ist erst 1992/93 nach einem Eisbruch der alten Leitung (Winter 1990/91) als 380kV-Leitung neu gebaut worden.

Der aus dem Vulkanismus resultierende Basalt hat sehr verschiedene Konsistenzen angenommen. Stellenweise ist er so porös, daß Steine, die im Winter auf dem Feld liegen kaputtfrieren. Die sehen dann im nächsten Frühjahr aus, als hätte sie irgend etwas gesprengt - nämlich der Frost, der eingesickertes Wasser zum Frieren brachte und den Stein damit zerlegt hat.

Das Salztal in der Nähe von Kerbersdorf

In den meisten Gemarkungen haben wir es aber mit richtig solidem, hartem Basalt zu tun. Mit dem kann man ruck-zuck einen Pflug oder eine Scheibenegge demolieren, aber auch zum Straßenbau eignet er sich vortrefflich: Die vielen Steinbrüche der Region sind ein Beleg dafür.

Schönhof, eine Siedlung in der Nähe von Sotzbach. Hier liegt der Waschweiher, in den 1945 eine deutsche Me 109 fiel. Brocken des Jagdflugzeugs kann man in dem Schullandheim "Waldschule" bewundern.

Der Boden im südlichen Vogelsberg ist zum großen Teil angewehter Löß aus dem Rheintal. Die Rheinländer sollen aber nicht böse sein, den Sand und den Kies hat der Wind während der Eiszeit dagelassen (sonst würde heute dort kein so prima Wein wachsen..). An manchen Stellen der Gemarkung Leisenwald ist die Lößschicht 6 - 7 m dick, aber an anderen Stellen sind es manchmal auch nur 10 cm, bevor der Pflug auf nacktem Fels rumkratzt.

Ein Weiher an der Salz, in der Nähe von Rabenstein fotografiert.

Eine Besonderheit gibt es bei uns: da die angewehte Erde viel feine Tonbestandteile hat und diese unter bestimmten Bedingungen im Boden mobil sind, gibt es an vielen Stellen, insbesondere bei Mulden und Senken, sogenannte Gley-Schichten aus hellgrauem Ton. Die brauchen nur wenige cm dick zu sein, sind aber praktisch undurchdringlich für Wasser. Entsprechend schnell laufen diese Senken mit Wasser zu, wenn kein Graben oder keine Drainage für die Entwässerung da ist. Die Vogelsberger haben deshalb vielerorts aus der Not eine Tugend gemacht und in den nassen Löchern Seen angelegt.

Die alte Eiche auf der Wiese zwischen Weiher und Landstraße. Diese Eiche ist mehrere 100 Jahre alt. Im Waldstück im Hintergrund wurde nach den Kämpfen auf der Spielberger Platte im April 1945 ein Soldatenfriedhof angelegt, der aber später aufgegeben wurde; die Toten wurden nach Schlüchtern verlegt. Aufnahme mit der Pentasix 636 und dem Exakta 2,8/80mm mit f/11 und 1/125s Belichtungszeit auf AGFA Optima II 200.

Der Weiherhof zwischen Waldensberg und Wittgenborn gelegen. Fotografiert mit der Pentasix 636 und dem CZJ 2,8/180mm bei etwa f/9,5 mit 1/250s auf AGFA Optima II mit 200 ASA. Im Vordergrund sieht man die Wiese zwischen Weiher und Straße, dahinter den eigentlichen Weiher und dann wieder (auf einer Wiese) den Hof. Hinter dem Hof liegt heute wieder Wald; dieser wurde aber erst im 20. Jahrhundert angelegt. 

Einer dieser Seen ist der Weiherhof: Die Bezeichnung ist eigentlich doppelsinnig, denn es meint damit sowohl den Hof am Weiher als auch den Weiher an sich (der keinen Namen hat, sondern eben der "Weiherhof" ist). Bis etwa 1985 wurde auf dem Weiherhof noch Milchviehhaltung betrieben, heute stehen die Gebäude z.T. leer, z.T. werden sie aber von der fürstlichen Forstverwaltung genutzt, und im Verwalterhaus wohnte bis zu seinem Tod 2003 Prinz Christian von Ysenburg, einer der Brüder des jetzigen Büdinger Fürsten Wolfgang-Ernst. 

Der Hof selbst war einer von vielen Gutshöfen, die die Ysenburger Fürsten in der Region betrieben, daneben gab es Höfe in Leisenwald und Rinderbügen. Hier wurde auch eine Mühle betrieben, und es gibt interessante Aufzeichnungen über einen Jahrzehnte währenden Rechtsstreit im 18. Jahrhundert, als sich die (freien) Bauern der Spielberger Platte erfolgreich gegen einen von den Ysenburger Fürsten auferlegten Mühlenzwang wehrten (die Bauern sollten ihr Getreide am Weiherhof in der Ysenburger Mühle mahlen lassen statt z.B. in der Mühle in Leisenwald).

Die beiden Bilder oben entstanden während eines sonnigen Februarwochenendes Anfang 2002.

Nochmal ein Ausschnitt aus dem Salztal bei Kerbersdorf. Von hier kommt meine Schwägerin, die Rundballen in der Bildmitte gehörten ihrem Vater (mittlerweile sind sie schon längst eingestreut und wieder als Mist auf den Äckern gelandet, das Bild ist von 1995)

Während sich das "Schild" des Vogelsbergvulkans mit geringem Gefälle sehr weit erstreckt, ist die Landschaft an seinen Rändern im Westen und Süden sehr von engen Bachtälern und steilen Hängen geprägt. Der Übergang vom Vulkan zum Flachland der Wetterau oder dem schmalen Band des Kinzigtals ist ein recht abrupter. Steigungsstrecken, die auf 5 km Weglänge einen Höhenunterschied von 200 m bewältigen, sind hier an vielen Stellen zu finden. Der Steinbruch der MHI in Breitenborn hatte eigens eine Seilbahn, um die ca. 12 km durch den Büdinger Wald zum Bahnhof in Wächtersbach zu bewältigen: vor 50 oder gar 70 Jahren wäre kein Fuhrunternehmen in der Lage gewesen, auf den damals noch unbefestigten Wegen des Vogelsbergs solche Massen von Steinen zu bewegen.

Der Büdinger Wald

Im äußersten Sudwesten des Vogelsberg liegt dieser größte hessische Privatwald. Er ist Teil einer sehr viel größeren Waldfläche entlang des Südwestrandes und erstreckt sich von Büdingen über Gründau und Gelnhausen bis nach Wächtersbach, im Nordosten bilden die eingemeindeten Dörfer der Städte Wächtersbach und Büdingen die Grenze.